10. Geschlechterneutrale Sprache

Thüringer Gleichstellungsgesetz

Entwurf vom 12. Januar 2012
Eingebracht durch Mehrere Initiatoren
Federführender Ausschuss Gleichstellungsausschuss
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Die Diskussion ist seit dem 09.01.2013 archiviert

Zurzeit befindet sich das Thüringer Gleichstellungsgesetz in der parlamentarischen Diskussion. Sowohl die Landesregierung (Drucksache 5/4925) als auch die Fraktion DIE LINKE (Drucksache 5/3875) haben jeweils einen eigenen Gesetzentwurf für ein Änderungsgesetz vorlegt. Die FDP-Fraktion hat einen Änderungsantrag (Änderungsantrag zu Drucksache 5/4925) zum Gesetzentwurf der Landesregierung eingebracht. Nachfolgend finden Sie Fragen, mit denen sich der Gleichstellungsausschuss derzeit befasst. Mit Ihren Antworten können Sie Einfluss auf die Arbeit des Gleichstellungsausschusses nehmen.

Diskutieren Sie mit!

10. Geschlechterneutrale Sprache

In beiden Gesetzentwürfen ist eine Regelung zur geschlechtsneutralen Sprache vorgesehen.

§ 28 des Gesetzentwurfs der Landesregierung hat folgenden Wortlaut:

„Behörden und Dienststellen haben bei Erlass von Rechtsvorschriften, Verwaltungsvorschriften, bei der Gestaltung von Vordrucken, in amtlichen Schreiben und bei Stellenausschreibungen soweit wie möglich geschlechtsneutrale Bezeichnungen zu wählen.“

§ 32 des Gesetzentwurfs der Fraktion DIE LINKE lautet wie folgt:

„(1) Gesetze und andere Rechtsvorschriften haben sprachlich der Gleichstellung von Frauen und Männern Rechnung zu tragen.

(2) Im dienstlichen Schriftverkehr ist bei der Formulierung besonders auf die Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu achten.

(3) In Vordrucken sind geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen zu verwenden. Sofern diese nicht gefunden werden können, ist die weibliche und männliche Sprachform zu verwenden.“

Wie beurteilen Sie diese Bestimmungen?

08. Januar 2013 | LAG-Sprecherin
Sprache ist Bewußtsein

Sprache ist Bewußtsein und ich will nicht immer nur mitgemeint sein, sondern angesprochen und gemeint sein. Ein Experiment: Schließen Sie die Augen und sagen Sie bitte: der Bäcker, der Maurer, der Arzt, der IT-Techniker.... Welche Bilder sind dabei in ihrem Kopf aufgetaucht? Haben Sie zwischen den vielen Männern auch eine Frau gesehen? Die meisten sehen ausschließlich Männer, aber keine Frau. Leider ist es dann im beruflichen Alltag auch so. Die Führungskraft kann nur ein Mann sein, die Vorstellung, eine Frau bekommt diese Leitungsfunktion gibt es in vielen Köpfen nicht. Da nehme ich Frauen nicht aus, denn wie oft habe ich schon gehört: "wir waren zehn Mann ....." und dabei wurde berichtet, dass zehn Frauen gemeinsam unterwegs waren.... Und wenn über einen Chor mit 99 Sängerinnen und 1 Sänger berichtet wird steht garantiert in der Zeitung: 100 Sänger sangen gemeinsam ( ich übertreibe bewußt). Im übrigen ist unsere Sprache viel lebendiger wenn Frauen und Männer darin vorkommen.

02. Januar 2013 | MM
wenn man sonst nichts zu tun hat

...beschäftigt man sich eben mit den wirklich wichtigen Dingen im Leben!

17. Dezember 2012 | FZ_E
geschlechtersensible Sprache muss Ziel sein

Ein Schritt in die richtige Richtung ist es, wenn Sprache zum Thema gemacht wird. Bis lang sind ja allerorten diese kleinen Fußnoten zu finden, die erklären, dass bei den männlichen Personenbezeichnungen die weiblichen mitgemeint seien. Diese Praxis muss sich ändern und das Gesetz sollte die Richtung weisen.
Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob die Formulierung "soweit wie möglich geschlechtsneutrale Bezeichnungen" der gewünschten Richtung den nötigen Nachdruck verleiht.

13. Dezember 2012 | inawäs
differenzieren

Die Formulierungen sollten möglichst geschlechtsneutral in Gesetzen, Vorschriften und Formularen sein. Im Schriftverkehr und bei Stellenausschreibungen (vor allem, wenn gezielt das unterrepräsentierte Geschlecht angesprochen werden soll) dagegen wäre eine Männer und Frauen berücksichtigende Formulierung wünschenswert.

12. Dezember 2012 | cyper
Normalmaß beibehalten

Ich finde es übertrieben im gesamten Schriftverkehr auf gendering zu achten. Das amtliche Texte gegendert werden müssen ist (manchmal leider) Realität, jedoch muss man es nicht übertreiben. Daher tendiere ich eher für den Text der Landesregierung...

12. Dezember 2012 | HD
-Innen?

Aus irgendeinem Grund begreifen viele nicht, das das grammatikalische Geschlecht nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun hat. Die Berufsbezeichnung für einen Bäcker ist Bäcker, ob sie nun ein Mann oder eine Frau trägt.
Überall ein In (womöglich mit großem I) oder Innen anzuhängen, hat mit Gleichberechtigung überhaupt nichts zu tun und ist ein Merkmal von Leuten, die beständig auf Emanzipation "herumhacken", weil sie in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Ein Scheingefecht.
Gerade in den neuen Bundesländern wird Emanzipation aber gelebt - und das ist tausendmal mehr wert, als überall den "Westimport" Innen anzuhängen.

Davon abgesehen, sind Frauen aber in den höheren Ebenen tatsächlich schwach vertreten. Vermutlich gibt es dafür mehrere Gründe.
Angenehm aufgefallen ist mir, das im Entwurf der Landesregierung explizit nicht Frauen gefördert, sondern jeweils das Geschlecht, das besonders gering vertreten ist. Das können eben auch männliche Lehrer in der Grundschule sein.